Was macht Brettspiele wieder so beliebt?

Bei aller Begeisterung für die digitale Spielewelt, die analogen Brett- und Kartenspiele sind dadurch nicht unterzukriegen. In 98 Prozent aller deutschen Haushalte gibt es mindestens ein Gesellschaftsspiel, und bei den meisten Bundesbürgern ist eine reiche Auswahl zu finden. Rund 34 Millionen spielen ab und zu Gesellschaftsspiele.
Nicht nur die altvertrauten Klassiker wie Monopoly, Mensch Ärgere Dich Nicht und Kniffel befinden sich ganz oben auf der Beliebtheitsskala. 600 bis 700 neu entwickelte Spiele kommen allein in Deutschland jedes Jahr auf den Markt. Dabei liegen vor allem Spiele im Trend, die den Zocker selbst zum Teil des Geschehens werden lassen. Analog und digital treffen immer häufiger aufeinander, wenn zu den Brettspielen eine App als Spielhilfe benutzt wird. Das Brettspiel „Chronicles of Crime“ etwa nutzt QR-Codes, die gescannt werden, um bei der Mördersuche Zeugenaussagen anzuzeigen.
Ein einzigartiges Spielerlebnis verspricht „Discovery“, weil der Inhalt einer jeden Spieleschachtel durch einen Algorithmus zufällig zusammengestellt wird, was Charaktere, Kartenteile und Marker anbelangt.
Fast wie im Fernsehkrimi geht es bei Spielen wie „Detective“ zu, bei denen die Sonderermittler fünf zusammenhängende Fälle lösen müssen, die die nationale Sicherheit gefährden. Sie durchforschen online alte Akten, vernehmen Zeugen, testen Spuren im Labor und geben sämtliche Ergebnisse in eine für das Spiel programmierten Datenbank ein. Schritt für Schritt baut sich ein Bild auf, durch das sich rote Fäden ziehen.
Auch der 1995 erschienene weltweite Bestseller „Die Siedler von Catan“, der in manchen Ländern sogar zur Gründung von Spiele-Klubs geführt hat, hat sich an die neuen Trends angepasst. Sondereditionen wie die jüngst erschienene Mischung aus Catan und der Mauer aus dem „Game Of Thrones“-Königreich Westeros, Karten- und Kinderspielvarianten sowie digitale Ausgaben halten das Interesse an dem Superhit wach.
Doch nicht nur der interaktive Aspekt lockt alte und neue Spielefans. Wie seit Generationen ist es auch das soziale Miteinander, was den Reiz von Spielen rund um den familiären Esstisch oder in einer gemütlichen Runde mit Freunden ausmacht. Am Computer, Laptop und Smartphone lassen sich mittlerweile Multi-Player-Games mit tausenden Menschen weltweit spielen, aber der direkte Kontakt bleibt dabei aus. Selbst wenn das Spiel im Mittelpunkt steht, passiert drum herum jede Menge an Konversation, gemeinsamen Gelächter, und mit den Spielen werden Erinnerungen geschaffen. Der direkte Wettbewerb verschafft Erfolgserlebnisse für den Gewinner, während die Verlierer nicht allein dasitzen und ihre Niederlage verdauen, sondern sich trösten lassen können oder eine Revanche fordern.
Klassische Spiele wie Mensch Ärgere Dich Nicht oder das simple Kartenspiel Mau-Mau erfüllen noch heute denselben Zweck wie vor fast 100 Jahren: Da fast jeder damit aufgewachsen ist, verbinden sie auf einfachste Weise verschiedene Generationen. Vor allem aber machen Spiele Spaß, ob es dabei ums Würfelglück, reich werden, Detektiv spielen oder den Aufbau einer neuen Welt geht. Vergnügen bleibt populär.