Fahrenheit 9/11

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Fahrenheit 9/11 Bush, Rumsfeld, Cheney, Ashcroft – die Hauptakteure vor der Kamera beim Schminken, Kämmen, Grimassieren… die Minuten bevor sie eine Rede halten: „Ready for the Show!“ Dann verdunkelt sich die Leinwand, nur das Dröhnen eines Flugzeugs, Schreie und Feuerwehrsirenen sind zu hören. Moore erspart uns die schon überstrapazierten Schreckensbilder des 11.September. Es folgt eine Mischung aus Fakten, Interviews und Kollagen, die bei der zweifelhaften Präsidentschaftswahl 2000 beginnt. Gezeigt wird, wie der US-Regierung unter George W.Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 daran gelegen war, den Irak in den Fokus zu rücken, obwohl die eigentliche Gefahr von Afghanistan ausging. Beleuchtet werden zudem ansatzweise die geschäftlichen Verbindungen zwischen den Klans der Familien Bush und Bin Laden.
Der Film lebt nicht von großen Thesen, sondern von einzelnen konkreten Eindrücken: Wut, Empörung, Kritik, Eindringlichkeit, Witz, Sarkasmus, Schock. Man kann wohl kaum von einer Dokumentation im klassischen Sinne sprechen, da die Argumentation nicht einer gewissen Portion links-patriotischer Manipulation entbehrt. Wenn Soldaten im Kampfeinsatz gezeigt werden und diese Szenen mit deren Lieblingslied „Burn motherfuckers, burn“ unterlegt werden, wenn Bush auf dem Flugzeugträger steht und mit überzeugter Miene den Sieg erklärt und dazu der Song „Believe it or not“ läuft, dann wirken solche streckenweise wie Videoclips gedrehten Bilder sehr suggestiv. Selbst wenn Moore beteuert, dass er lediglich die Fakten seines Films als „wahr“ klassifiziert, aber nicht die Schlüsse die er daraus zieht.
Der Titel ist im Übrigen eine Anspielung auf François Truffauts Sciencefiction-Film Fahrenheit 451 (1966) nach Ray Bradbury. 451 Grad Fahrenheit ist die Temperatur, bei der Papier zu brennen beginnt. Und wenn Bush (währende eines Interviews mit Michael Moore im Verlauf von Bushs Wahlkampf vor vier Jahren) zu ihm sagt: „Suchen Sie sich einen richtigen Job.“ – dann kann ich nur sagen: Moore hat seine Profession gefunden.
Fazit: Trotz allem ein Film den man sich ansehen sollte, ein persönliches, wenngleich loderndes Bekenntnis gegen die Bush-Politik und gegen den Krieg und allein dafür hat der Streifen die Goldene Palme in Cannes 2004 mehr als verdient.

by _apricum